Ein Beitrag von Anette, unserer Obfrau für Bienengesundheit:
Vor einigen Tagen wurde in Bremen, nahe der Stadtgrenze zu Ritterhude, zum ersten Mal ein großes Nest der Asiatischen Hornisse gefunden.
Bereits Ende September/Anfang Oktober gab es zwei Sichtungen der invasiven Art in Burgdamm und Ritterhude. An beiden Orten wurden die Hornissen mit Locktöpfen geködert und versucht, die Nester zu finden. Während in Burgdamm nach drei Wochen gar keine Asiatischen Hornissen mehr gesichtet wurden, wurde der Locktopf in Ritterhude weiter regelmäßig angeflogen. Einzelne Hornissen konnten eingefangen und markiert werden. Alle Versuche, das Nest zu finden, scheiterten jedoch bis Mitte November, als die Bäume ihr Laub verloren hatten. Eine naturverbundene Ritterhuderin, die in ihrem Garten die fremde Art zuerst bemerkt und sich mithilfe des Blumenthaler Imkervereins tief in das Thema eingearbeitet hatte, fand das Nest in 15 bis 20 Metern Höhe in einer entlaubten Eiche, und zwar knapp auf bremischem Gebiet.
Der Nestfund wurde an die Untere Naturschutzbehörde Bremen gemeldet. Dort wurde nach Beratungen mit einem Hamburger Fachberater entschieden, das Nest nicht mehr zu entfernen, weil um diese Jahreszeit die befruchteten Jungköniginnen das Nest bereits verlassen haben.
Wie geht es weiter? Es ist damit zu rechnen, dass die Jungköniginnen im nächsten Frühjahr in Bremen und Niedersachsen eigene Nester gründen und zur weiteren Verbreitung der Art beitragen werden. Bremen hat sich 2024 mit dem Hornissen-Thema intensiv auseinandergesetzt, aber wegen der Umstufung der Asiatischen Hornisse von „invasive Art“ in „etablierte Art“ ist derzeit bundesweit nicht klar, wie der Umgang mit ihr ab 2025 gehandhabt wird. Dennoch: Für die Kommunen im bremischen Umland, die noch nicht mit der Problematik befasst sind, wünschen wir uns, dass sie sich bereits jetzt informieren, Zuständigkeiten klären, die Bevölkerung über mögliche Gefahren aufklären und klären, durch wen bei Notwendigkeit Nester entfernen können.
Nestentfernungen dürfen nur durch geschulte, gut ausgerüstete Personen erfolgen! Bei Störungen am Nest reagiert die Asiatische Hornisse äußerst aggressiv und geht gezielt und in großer Zahl auf Angreifer los. (externes Video: Allergischer Schock wegen Asiatischer Hornisse) Neben Stichen mit dem sehr langen Stachel (er durchdringt locker eine Jeans) wehren sich die Asiatischen Hornissen auch durch das Verspritzen ihres Giftes in den Gesichtsbereich des Angreifers, was zu schweren Augenreizungen führt. Das Gift der Hornissen kann nicht nur zu Anaphylaktischen Schocks führen (auch bei Menschen, die bisher nicht allergisch auf Insektenstiche reagiert haben), sondern bei einer größeren Anzahl an Stichen durch die im Gift enthaltenen Gerinnungshemmer auch multiples Organversagen und Hirnblutungen auslösen.
Für Bienenvölker und wildlebende Insekten stellt die Asiatische Hornisse durch ihren großen Nahrungsbedarf und ihr geschicktes Jagdverhalten eine Gefahr dar. Wenn die Hornisse sich in Bremen und umzu stark verbreitet ist davon auszugehen, dass punktuell Insektenvorkommen stark dezimiert werden und erste Bienenvölker, besonders schwache Einheiten wie Ableger- oder Begattungsstände, beräubert werden.
Aufgrund der potentiellen Gefahr, die von gestörten Nestern ausgeht, und der großen erforderlichen Logistik sind Wespen- und Hornissenberater und Schwarmfänger der Imkervereine nicht imstande, große Nester der Asiatischen Hornisse zu entfernen. Nestentfernungen können nur von speziell geschulten und ausgerüsteten Personen durchgeführt werden. Viele als Schwarmfänger in Bremen gelistete Imker sind aber bereits sehr sachkundig und helfen gerne mit einer ersten Beurteilung der Situation oder der Entfernung von Primärnestern. Die Stadt Bremen hat vorbildlich gehandelt und alle gelisteten Schwarmfänger auch bei Einsätzen rund um die Asiatische Hornisse in ihre Unfallversicherung aufgenommen – ein Vorgehen, das wir Imker uns von den umliegenden Kommunen ebenfalls wünschen!
Wissen nützt nur, wenn man es teilt: Wir bieten einen Vortrag über die Asiatische Hornisse für relevante Personenkreise an, z. B. Grünflächenämter, Naturschutzgruppen, GaLa-Bauer, (freiwillige) Feuerwehren, Kleingartenvereine, … Anfragen bitte an velutinator@t-online.de.
Im Januar 2025 werden wir auf unserer Homepage einen Artikel einstellen, wie man Jungköniginnen und Primärnester erkennen und finden kann.
Wer ein Nest oder eine Asiatische Hornisse sichtet, kann es jederzeit über diese Seite melden: https://www.neobiota-nord.de/de/fundmeldung/ Die Meldungen werden zuverlässig an die entsprechenden Behörden weitergeleitet!